Stüber Zent in der Gemarkung Neckarbischofsheim
Artikel von Axel Kunzelmann
Artikel von Axel Kunzelmann
Im Rahmen meiner Grenzstein-Recherche bin ich auch auf Steine mit der Inschrift STC gestoßen, was mich veranlasste, mich mit dem Thema Stüber Cent zu beschäftigen.
Die erste urkundliche Erwähnung der Reichartshauser oder Stüber Zent datiert im Jahre 1360. Kaiser Karl IV. verlieh die Zent an Engelhard I. von Hirschhorn. Der Name „Stüber“ geht auf Stube zurück, nichts anderes, als das obere Zimmer des Rathauses von Reichartshausen, worin das Zentgericht gehalten wurde (2).
Die Stüber Zent war also eine dem kurpfälzischen Oberamt in Heidelberg unterstellte Verwaltungseinheit und ein kaiserlicher Gerichtsbezirk; es wurden Grenzbegehungen vorgenommen und Grenzstreitigkeiten verhandelt, Diese Grenze verschob sich laufend. Auf der Karte der Kurpfalz von 1748 verläuft die Stüber-Cent-Grenze nördlich von Bischofsheim, um dann an der Helmhöfer Mühle abzuknicken und mitten durch den Wimpfener Forst zu verlaufen.
Bischofsheim selbst war somit nicht Teil der Kurpfalz, jedoch die nördlich davon gelegenen Gebiete.
Gez. Axel Kunzelmann, Juli 2024
1780 wurde die Stüber-Cent-Grenze nach etlichen Prozessen aufgrund eines Vertrages von 1779 zwischen der Kurpfalz und der Reichsritterschaft Schwaben mit Steinen markiert, von denen einige noch heute an der Gemarkungsgrenze nach Wollenberg heute noch vorhanden sind (1).
Nach der Auflösung der Stüber Zent im Jahre 1813 hat Wimpfen die kurpfälzischen Wappen durch Ausmeißeln unkenntlich gemacht, was auf den folgenden Fotos zu sehen ist.
Nach der Auflösung der Stüber Zent im Jahre 1813 hat Wimpfen die kurpfälzischen Wappen durch Ausmeißeln unkenntlich gemacht, was auf den folgenden Fotos zu sehen ist.
Grenzstein 288, GH steht für Großherzogtum Hessen, W für Wimpfen und STC für Stüber Cent.
Grenzstein 288 von der Wollenberger Seite, W steht für Wollenberg, GB für Großherzogtum Baden; VG bedeutet von Gemmingen-Guttenberg, den damaligen Lehnsherren von Wollenberg, darüber wohl das entsprechende Wappen, das leider nicht mehr zu entziffern ist.
Am Grenzstein 273 ist noch das kurpfälzische Wappen zu erkennen, darunter STC für Stüber Cent. Das GH für Großherzogtum Hessen wurde nach Auflösung des Stüber Zent eingeschlagen
Am Stein 267 wieder das kurpfälzische Wappen, darunter STC, darüber C (P) für Chur Pfalz
Auf der gegenüberliegenden Seite des Steins 267 wieder VG für von Gemmingen-Guttenberg, das entsprechende Wappen und W für Wollenberg.
Den Dreimärker 259 ziert ebenfalls das kurpfälzische Wappen, CP für Chur Pfalz, STC für Stüber Cent, die Nummer 233 wurde zu einem späteren Zeitpunkt eingeschlagen. Neben dem Dreimärker steht ein spitzer unbehauener Stein aus dem 15. Jahrhundert.
Quellen
- Regia Wimpina, Beiträge zur Wimpfener Geschichte, Band 7, 1995
- Kraichgau, Beiträge zur Landschafts- und Heimatforschung, Folge 9, 1985
- Karten vom Landesarchiv Baden-Württemberg, Karlsruhe
mein Dank gilt
- Herrn Dold vom Vermessungsamt Sinsheim für die Überlassung von Kartenmaterial auf dem die Gemarkungsgrenzen mit Grenzsteinen eingetragen sind.
- Herrn Dörre, Revierförster, für die Überlassung von aktuellen Forstkarten und Tipps, wo alte Steine zu finden sind.
- Herrn Frisch, Jagdpächter aus Untergimpern, für wertvolle Anregungen.